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Intro
Die Arbeit „ganzOhr“ behandelt das Hören als tiefschürfendste Sinneswahrnehmung. „ganzOhr“ ist eine interaktive Installation, die den Besucher einlädt, seine Sinneswahrnehmung auf reine Hörerlebnisse zu fokussieren.
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Intention
Joachim Ernst Berendt (in "Nada Brahma – Die Welt ist Klang" / TB, S. 16)
In unserer heutigen, schnelllebigen Welt liegt der Fokus stark auf visuellen Eindrücken. Der sehende Mensch ist gewissermaßen übersättigt von der Visualität des Lebens und verlässt sich kaum auf seine anderen Sinne.
Bei der Auseinandersetzung mit Videomaterial und dessen Vertonung – und so auch in jedem Audiokurs an unserer Hochschule – lernen wir, dass Bilder nicht alles sind. Sehen ist nicht alles. Audiospuren beim Film sind genau so wichtig wie die Bilder selbst – dies soll und darf nicht vernachlässigt werden. Jedoch stehen auch hier die Geräusche nicht allein. Sie werden visuell unterstützt oder sind vielmehr die Unterstützung des Visuellen. Wie oft verlassen wir uns schon noch rein auf unseren Hörsinn?
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Audio
Das binaurale Aufnahmeverfahren wird oft bei professionellen Hörspielproduktionen eingesetzt – oder überall dort, wo der Hörer „mitten ins Geschehen“ hineinversetzt werden soll. Binaurale Aufnahmen sind „virtual reality“ fürs Ohr, die den Hörer verblüffend echt in eine Klangwelt eintauchen lassen. Man empfindet dreidimensionale Höreindrücke, wie sie keine Stereo- oder 5.1 Soundanlage über Lautsprecher bewirken kann.
Für mein Projekt möchte ich experimentelle Geräuschkulissen erschaffen, die im Alltag so typischerweise nicht wahrgenommen werden. Beispielsweise wird eine für mich sehr wichtige und interessante Tonaufnahme bei einem Imker stattfinden. Mit Hilfe eines Kunstkopfes möchte ich Audioaufnahmen von Bienen machen, wie sie den Kopf umschwärmen und den Ohren immer näher kommen.
Ohrwurm X Mikrofon, hergestellt von
ohrwurmaudio.eu
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Installation
Die Positionsänderung im Raum löst spezifische Audiodateien aus und beeinflusst durch die Bewegung das Hörerlebnis. Ziel der experimentellen Geräuschkulissen ist es, beim Besucher verschiedene Empfindungen auszulösen, die sowohl angenehmer als auch unangenehmer Natur sein können.
Damit mehrere Besucher die Installation gleichzeitig auditiv begehen und alle Positionen präzise erkannt werden können, ist eine spezielle Technologie nötig. Diese wird durch Bluetoothsignale sogenannter iBeacons gewährleistet. An den Wänden angebracht ermöglichen diese metergenaue Mikrolokalisierung der Personen im Raum.
Jeder Rezipient ist mit einem bluetoothfähigem Endgerät (Android Smartphone) ausgestattet. Die darauf programmierte ganzOhr-App kommuniziert mit den iBeacons und spricht die jeweils spezifischen Audioaufnahmen an, um sie dann über Kopfhörer auszugeben. Auf visuelle Einflüsse soll in „ganzOhr“ verzichtet werden.
Wichtig ist mir bei dem Projekt, einen möglichst intensiven Zugang zum reinen Hörerlebnis zu ermöglichen und Ablenkung durch andere Sinneswahrnehmung zu vermeiden. Der Hörsinn der Besucher soll geschärft und Spielraum für Empfindungen geschaffen werden.
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Ort
Die Installation ist so konzipiert, dass sie später in verschiedenen Institutionen ausgestellt werden kann. Wichtig ist, dass sich der Raum ohne Probleme abdunkeln lässt.